Heimatzeitung Sepp Schleicher und König Ludwig

95 und es gibt ein Ölgemälde davon, wo Richard Hornig und Dr. Schleiß von Löwenfeld den toten Ludwig unter Tränen betrauern. Auch Dr. Gudden wurde erschossen, wie Nachfahren von ihm bestätigten. Alle Zeugen und im Schlosspark anwesenden Gendarmen wurden vereidigt, unter allen Umständen über alle Vorgänge zu schweigen. Viele starben einen unnatürlichen Tod. Dr. Peter Gauweiler, Politiker und Rechtsanwalt, nennt das Vor- gehen einen Staatsstreich von ungeheurer Dreistigkeit. Auf diese Tat wäre die Todesstrafe gestan- den. Ich beschreibe das alles viel ausführlicher in meinen beiden Vorträgen. Es ist ein unfassbarer Skandal, dass trotz vieler Indizien und der Tatsache, dass kein ernst- hafter Ludwig-Forscher mehr an der Tötung Ludwigs zweifelt, der Sarkophag des Königs nicht durchleuchtet wird, um die wahre Todesursache freizustellen. Ich hoffe sehr, dass die jüngere Ge- neration der Wittelsbacher, be- sonders Prinz Ludwig, das bayri- sche Volk endlich die Wahrheit finden läßt. Was denken Sie über die Hand- habung der Schlösser im Zusam- menhang mit den Touristen? Die Handhabung der Schlösser Ludwigs ist eine sehr schwierige Frage. Es wäre aber zu wünschen, man würde ernsthaftere, wahr- haftigere, würdigere, längere Füh- rungen machen, die deutlich teu- rer sind, um dafür zu sorgen, dass diese Kunstwerke sonders- gleichenmit demnötigen Respekt behandelt werden. Es darf keine Massenveranstaltung sein, son- dern muss eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit Ludwig II. und seinem Werk sein. Dazu ist eine tiefere seelische Einstel- lung nötig. Es tut mir jedes Mal sehr weh, wie würdelos die Füh- rungen abgehalten werden und ich bange sehr, dass die Schlös- ser Schaden nehmen. Was wäre die angemessene Eh- rung von Ludwig? Was würden Sie sich da wünschen? Die angemessene Ehrung Ludwigs wäre ohne jede Frage, ihn von dem ungeheuren Vorwurf zu rei- nigen, Mörder und Selbstmörder zu sein. Auch müsste die Unge- heuerlichkeit eines psychiatri- schen Gutachtens angeprangert werden, das ein Arzt anfertigte, ohne den Menschen je gesehen, oder gar untersucht zu haben. Man darf einen Toten nicht im falschen Licht erscheinen lassen, obwohl es so viele Indizien gibt. Das hat das bayrische Volk ver- dient, dass man ihm die ge- schichtliche Wahrheit zumutet. Ehren kannman Ludwig nur, wenn man den Leichnam untersucht. Es ist außerordentlich zynisch zu sagen, man wolle die Totenruhe nicht stören. Im Frieden ruhen kann Ludwig erst, wenn er weder als Mörder noch als Selbstmörder verleumdet wird. Es wäre mir ein großes Anliegen, mit meiner Arbeit und meiner Sammlung zur Wahr- heitsfindung beizutragen. ■ p Sepp Schleicher während eines Seminars. Bild: privat

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