Weltkulturerbe Dom zu Speyer

׀ 14 ׀ Nur wenige Schritte vom Speyerer Dom entfernt, beherbergt der Domschatz im Historischen Museum der Pfalz Speyer einzigartige Exponate zur Geschichte des Speyerer Doms und der Diözese Speyer. Den Mittelpunkt bilden die Funde aus den Gräbern der im Speyerer Dom bestatteten Herrscher: Acht Kaiser und Könige und drei Kaiserinnen wurden hier beigesetzt. Im Jahr 1900 öffnete und untersuchte man die Gräber. Die kupfernen Grabkronen, der Reichsapfel Heinrichs III., der Goldring Heinrichs IV., Inschrifttafeln und weitere Beigaben zeugen vom herrscherlichen Anspruch der salischen Kaiser und ihrer Nachfolger auch über den Tod hinaus. Einzigartige Zeugnisse Der Domschatz im Historischen Museum der Pfalz Speyer Präsentiert werden im Historischen Mu- seum der Pfalz auch Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte. Das sogenannte KUR-Projekt widmete sich mit neuesten naturwissenschaftlichen Verfahren den einzigartigen Textilresten aus Wolle, Seide und Leinen sowie anderen orga- nische Funden aus den Gräbern und lie- ferte Antworten auf die Frage nach der Herkunft der wertvollen Goldtextilien, nach der Technik und den verwendeten Materialien und Farbstoffen. Die Aus- stellung zeigt eine Auswahl der fragilen Funde, darunter die Kronhaube Kaiser Heinrichs IV. oder den Kaisermantel des staufischen Königs Philipp von Schwaben. In der fast 1000-jährigen Geschichte des Domes spiegelt sich die wechselvolle Geschichte der Stadt Speyer und der ganzen Region. Eine aufwendig rekon- struierte Dombaustelle nimmt den Be- sucher mit ins Jahr 1040: Der Dombau hat gerade begonnen, die Fundamente sind gelegt und von einem hölzernen Stangengerüst aus werden die Wände gemauert. Rekonstruktionen mittelalter- licher Werkzeuge zur Steinbearbeitung, Hebewerkezeuge und zahlreiche originale Bauteile lassen die Mühen und Gefahren einer mittelalterlichen Großbaustelle erahnen. Eine virtuelle Rekonstruktion auf drei Großbildschirmen zeigt die Er- eignisse von der Grundsteinlegung über die Zerstörungen während des Pfäl- zischen Erbfolgekrieges bis zu den Wie- deraufbauten im 19. Jahrhundert. Ein tiefgreifender Einschnitt war der Entschluss, den Dom ab 1846 vollständig im Sinne der romantisch-religiösen Kunstrichtung der Nazarener ausmalen zu lassen. Die Sammlungsausstellung im Historischen Museum der Pfalz zeigt eine Auswahl originaler Farbentwürfe des ausführenden Künstlers Johann Bap- tist Schraudolph sowie eine virtuelle Rekonstruktion des ausgemalten Domes in seiner ganzen Farbenpracht. Nach knapp 100 Jahren wurde die Ausmalung bis auf wenige Reste wieder beseitigt und ist heute nicht mehr zu sehen. Besonders eindrucksvoll lässt sich die komplexeArchitektur des Domes anhand verschiedener Modelle begreifen, die den Dom vor den Zerstörungen des 17. Jahrhunderts und im direkten Vergleich mit seinen „Geschwisterdomen“ Mainz ▲ Grabkrone Kaiserin Gisela , 1043 n.Chr., Sammlung Domschatz, Historisches Museum der Pfalz Speyer, Foto: Hans-Georg Merkel ▲ Grabkrone Kaiser Heinrich III. , 1056 n.Chr., Sammlung Domschatz, Historisches Museum der Pfalz Speyer, Foto: Hans-Georg Merkel ▲ Das Dommodell zum Anfassen , Historisches Museum der Pfalz Speyer, Foto: Peter Haag-Kirchner Aktuelle Forschung Die Dombaustelle und virtuelle Rekonstruktionen

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