50 Jahre TSIN

23 Entgegen heutiger landläufiger Ansicht wollte der Urheber des obengenannten lateinischen Zitats, ein gewisser Juvenal (60 - 127 n. Chr.)und seines Zeichens Sati- riker im alten Rom, keineswegs behaupten, dass ein gesunder Geist ausschließlich in einem gesunden Körper anzutreffen sei. Zu seinen Lebzeiten hatte der Satiriker näm- lich exakt die gegenteilige Erfahrung unter seinen Mitmenschen machen müssen. Er behauptete nämlich, im alten Rom stähle man zwar den Körper, vernachlässige aber die Pflege des Geistes. Das berühmte Zitat wird heute - wie das so oft bei Zitaten der Fall ist - aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen. Im Original lautete die Aussage: "Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano ", was soviel bedeutet wie „Beten sollte man darum, dass in einem gesunden Kör- per ein gesunder Geist sei." Juvenals Diktum entsprach folglich dem Gestus des Wunsches oder der Mahnung mehr denn dem einer gesi- cherten Aussage. Wenn Juvenal eine Zeitreise in das Ingolstadt der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts hätte machen können, so hätte er vermutlich an den Lehrern der Technikerschule Ingolstadt seine wahre Freude gehabt. Sie hatten sein Bitten und Flehen deutlich vernommen und in ein- schlägige Aktivität umgesetzt. Da ihr Geist längstens hochtrainiert war, bedurften allein die "Körper des Lehrkörpers" einer gewissen Förderung. Der geneigte Leser erkennt sofort, es handelte sich bei diesem Kollegium um die Umkehrung der Verhältnisse, wie sie im alten Rom herrschten. Einmal die Woche kam man in der alten Turnhalle des Scheiner-Gymnasiums zusammen. Tatsächlich fanden sich meist acht bis zwölf eifrige Kollegen, die sich nach einer Partie Gymnastik den Freuden des Volley-, Basket- oder Fußballs hingaben. Derlei Um- triebe stählten dann auch nicht nur die Muskeln der wertvollen Körper, sondern auch - zum Wohle der Schule - den Gemeinschafts- sinn, und dies ganz besonders beim anschlie- ßenden Umtrunk im Bayerischen Hof. Dies ging so lange gut, wie es gut ging. Auf- grund hier nicht näher zu untersuchender Gründe geschah in den 90ern die Trennung von Technikerschule und Berufsoberschule, die bis dato in trauter Zweisamkeit am Brückenkopf ihren gemeinsamen Standort hatten. Der Sog der Auflösungskräfte erfasste unvermeidlich auch die Truppe der sportelnden Kollegen an der TS und BOS und führte in seiner Konse- quenz zum Untergang des Lehrersports der Technikerschule Ingolstadt. Doch wie ein Phönix aus der Asche gewann erneut die Einsicht in die Notwendigkeit kör- perlicher Ertüchtigung an Moment und Vitali- tät und mündete letztlich im Jahr 2005 in die Entstehung einer kleinen, aber feinen Gruppe ambitionierter Langstreckenläufer, die in den letzten Jahren schon an mehreren Marathon- veranstaltungen teilgenommen haben. Darun- ter finden sich auch der Schulleiter Karl Hartl und sein Stellvertreter Gregor Spreng sowie der "Fuchs" des Marathons, der Mathematiker Willi Beck. Geben die Götter, dass die Sportbegeisterung weiterhin Bestand haben und vielleicht sogar noch an Kraft und Zuspruch gewinnen möge. Denn wie sagen doch gleich die Engländer so schön? "A rolling stone gathers no moss" - Ein rollender Stein setzt kein Moos an, und wer rastet, der rostet bekanntlich. Juvenal, deine Jünger folgen dir! StD Harald Vogel "Der Lehrersport an der TS Ingolstadt" oder "mens sana in corpore sano"

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