50 Jahre TSIN

F ür Götz war schnell klar, dass das nicht das Ende seiner beruflichen Laufbahn sein konnte und als die gerade neu eröffnete Techniker- schule nach den ersten Schülern suchte, zögerte er nicht, sich anzumelden. Dabei war von Anfang an klar, dass eine entbehrungsreiche Zeit auf ihn zukommen würde: Die Schule fand neben dem Beruf statt, so dass Her- bert Götz erst nach einer Stelle außerhalb des Schichtbetriebs suchen musste, um überhaupt am Abendunterricht teilnehmen zu können. Diese fand er auch bald in der Versuchsabteilung der Auto-Union, musste aber Abstriche beim Verdienst machen. Das Schulgeld für die gesamte Aus- bildung betrug damals übrigens etwa 600,- DM, und das bei einem Stundenlohn von 1,10 DM. Im Oktober 1961 begann der Unterrichtsbetrieb in den ehemaligen Kasernengebäuden am Brückenkopf mit zwei Teilzeitklassen im Fachbe- reich Maschinenbautechnik. Hauptberufliche Lehrkräfte gab es damals noch nicht, den Unterricht übernahmen nebenberufliche Dozenten, oft Ingenieure aus der Auto-Union und der damaligen DESPAG. Mangels Schulausstattung mussten die Lehrer viel improvisieren und brachten Ihr Anschauungsmaterial oft einfach aus Ihrer Arbeit mit. Mit dem Schulbesuch allein war es natürlich nicht getan: Der Unter- richtsstoff musste gelernt, Prüfungen mussten vorbereitet werden. So ging Herbert Götz oft in der Mittagspause mit einem Mitschüler zum Lernen ins Materiallager. Während andere sonntags in die Kirche gingen, traf er sich mit Mitschülern zum Mathe-Pauken. Aber bald stellten sich auch erste Erfolge ein. Schon nach vier Semestern erhielt Götz ein Angebot als Sachbearbeiter im Angestelltenverhältnis, damals ein wichtiger Schritt für jeden, der beruflich aufsteigen wollte. Und als sein Arbeitgeber in Aussicht stellte, im Falle eines guten Abschlusses die Schulgebühren zu übernehmen, ließ er sich die Gele- genheit nicht entgehen und mobilisierte alle Reserven um dieses Ziel zu erreichen. Nach seinem Abschluss machte Herbert Götz eine beachtliche Karriere bei der späteren AUDI AG. Er durchlief einige Stationen in der Techni- schen Entwicklung und war am Ende seiner aktiven Berufslaufbahn in leitender Stellung im Bereich der Fertigungsplanung tätig. Von den Mitschülern, mit denen er damals die Technikerschule absolviert hat, haben alle eine gute Anstellung gefunden, weiß Götz. Es war damals Eigentlich wollte er ja Ingenieur werden. Aber wie bei vielen anderen war in den kargen Jah- ren nach dem Zweiten Weltkrieg auch für ihn an ein Studium nicht zu denken. So begann Herbert Götz 1950 eine Lehre als Maschinenschlosser und trat kurze Zeit nach dem Abschluss eine Stelle als Spengler und Schweißer bei der damaligen Auto-Union an. Die Arbeit im Rohbau war damals noch ein richtiger Knochenjob, in Zehn-Stunden-Schichten mussten ganze Seitenwandrahmen mit viel Körpereinsatz in die Vorrichtungen gezwängt werden. Interview mit einem der ersten Schüler Herbert Götz, Schüler von 1961-1964 13 eben eine Pionierzeit. Höher qualifizierte Fachkräfte wurden händeringend gesucht und der Abschluss des Staatlich geprüften Technikers genoss schon damals ein sehr hohes Ansehen. Dass er die Entscheidung, die Technikerschule zu besuchen, nie bereut hat, versteht sich da von selbst. Ganz im Gegenteil: „Das war genau der rich- tige Schritt zur richtigen Zeit!“ StD Gregor Spreng Ständiger Stellvertreter des Schulleiters

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==