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Eine TV-Serie ist eine mehrteilige (meist fikti-
onale) Fernsehproduktion, die auf Fortsetzung
konzipiert ist. Die einzelnen Folgen sind zum
einen über die Geschehnisse und Charaktere
miteinander verknüpft, zum anderen über
einen gemeinsamen Vorspann und festen Sen-
deplatz. Dies schafft eine Wiedererkennbarkeit,
die das Publikum an die Serie binden soll – wie
schon zu Zeiten von ‚1001 Nacht’. Die Bindung
wird sichergestellt durch sog. Cliffhanger, das
heißt den offenen Ausgang jeder Episode auf
ihrem Höhepunkt. Eine gute Serie bewegt das
Publikum also vor allem dazu, immer wieder
einzuschalten.
In der Medienforschung gelten Popularität
und Qualität als die wichtigsten Maßstäbe
für eine gute Serie. Wie populär eine Serie
bei den Zuschauerinnen und Zuschauern tat-
sächlich ist, messen Sendeanstalten anhand
der Einschaltquote. Qualität hingegen bezieht
sich auf das Werk selbst, also auf seine spezi-
fischen Charakteristika. Qualität wird häufig
von Kritikerinnen und Kritikern beurteilt
– und mit Fernsehpreisen und anderen Aus-
zeichnungen symbolhaft anerkannt. Beides,
Popularität und Qualität, sind jedoch keine
objektiven Kriterien, sondern subjektive Zu-
schreibungen. Eine gute Serie ist also in erster
Linie eine, die gefällt.
Aktuelle (vor allem US-amerikanische) TV-Se-
rien wie Lost ähneln ‚Megamovies’, deren lang
andauernde und hochkomplexe Geschichten
so fesseln, dass man sie am liebsten am Stück,
zum Beispiel auf DVD, anschaut. Ihre Charak-
tere werden zu guten Freunden, sie berühren
emotional und reichen in die eigene Lebenswelt
hinüber. Das Rezept für dieses von Kritikerin-
nen und Kritikern gelobte ‚Quality TV‘ lautet:
hohe Produktionsqualität, komplexe, emotional
und kognitiv fordernde Story mit vielschich-
tigen Charakteren und einem Genre-Mix, der
überrascht, statt Erwartungen zu entsprechen.
Populärer – gerade bei älteren Zuschauerinnen
und Zuschauern – sind aber häufig herkömm-
liche (häufig deutsche) Serien wie der Bergdok-
tor: Sie überzeugen durch die gegenteilige An-
lage, denn sie bieten Verlässlichkeit, Stabilität
und Konstanz durch die dezente Variation be-
kannter Schauplätze und Genrekonventionen.
Daniela Schlütz, Hochschule für Musik,
Theater und Medien Hannover
Was ist eine gute Fernsehserie?
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Wo kann man das nachlesen?
Hickethier, K (1991). Die Fernsehserie und
das Serielle des Fernsehens. Lüneburg:
Universität.
Thompson, R. J. (1996). Television’s second
golden age: From Hill Street Blues to ER.
New York: Continuum.