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Nicht jede via Internet oder Smartphone aus-
getragene Meinungsverschiedenheit ist bereits
ein Fall von Cybermobbing. Von Cybermobbing
oder auch Cyberbullying spricht man erst, wenn
sich Nutzer wiederholt und direkt in einer pri-
vaten Online-Kommunikation etwa per E-Mail
oder indirekt in teilweise öffentlich zugängli-
chen Online-Räumen wie sozialen Netzwerken,
Chat-Foren oder Online-Computerspielen ag-
gressiv gegenüber anderen Nutzern verhalten.
Cybermobbing kann nicht nur in schriftlicher
Form erfolgen. Auch mittels Fotos und Videos
kann jemand psychisch und moralisch verletzt
werden. Unterscheiden lassen sich folgende
Formen von Cybermobbing: 1. Beleidigungen
und Beschimpfungen, so genanntes „Flaming“,
2. Belästigungen, 3. Anschwärzen und Gerüch-
te verbreiten, 4. das Auftreten unter falscher
Identität, die so genannte „Impersonation“, 5.
Bloßstellung und Betrügerei, 6. Ausgrenzung,
7. offenes Androhen von Gewalt, so genannte
„Cyberthreats“ und 8. Cyberstalking.
Aggressivität via Internet ist zwar keine Selten-
heit, allerdings auch nicht die Normalität. Die
Häufigkeit von Cybermobbing scheint in den
letzten Jahren nicht zugenommen zu haben.
Laut der Studie „Jugendliche, Informationen,
(Multi)Media“ von 2011 sind 14 Prozent der
12- bis 19-Jährigen selbst schon mit Formen
des Cybermobbings konfrontiert worden. Rund
ein Viertel gibt an, dass das Internet in der
Peergroup dazu verwendet wurde, jemanden
fertig zu machen. Insbesondere soziale Netz-
werke sind der Ort, an dem Konflikte ausgetra-
gen werden.
Im Unterschied zum (Offline-)Schulmobbing
weist das Cybermobbing vier Besonderheiten
auf: Es ist raum- und zeitunabhängig. Cy-
bermobbing kann also jederzeit und überall
ausgeübt werden. Eine zeitliche und örtliche
Begrenzung auf öffentliche Räume wie Schule
oder Schulweg fällt weg, auch in den privaten
Räumen können Attacken das Opfer über das
Internet erreichen. Zudem gibt es ein (po-
tenziell) unbegrenztes Publikum. Durch die
einfache und schnelle Verbreitung der Texte,
Fotos und Videos im Internet sind die einmal in
Umlauf gebrachten Inhalte nicht nur kurz und
innerhalb eines begrenzten sozialen Umfeldes
präsent. Sondern sie können auch längerfristig
und über den Freundeskreis hinaus im Netz
zirkulieren und im Extremfall den Opferstatus
zementieren. Darüber hinaus können die Täter
anonym bleiben. Der Täter kann gegebenenfalls
nicht identifiziert werden. Er fühlt sich dadurch
oft sicherer vor Sanktionen, was die Hemm-
schwelle zum Mobben senken kann. Schließlich
werden die Folgen nicht sofort sichtbar. Durch
die indirekte Kommunikation über das Internet
kann der Täter die Folgen seines aggressiven
Verhaltens beim Opfer nicht direkt wahrneh-
men, sodass er weder Impulse für ein Beenden
seiner Attacken oder gar für Mitgefühl erhalten
kann. Trotz dieser Unterschiede ist ersichtlich,
Wie gefährlich ist Cybermobbing?
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