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noch in ‚Sound-Bites‘ von wenig mehr als zehn
Sekunden – und ihre Aussagen werden stärker
eingeordnet und interpretiert, etwa indem
Journalisten vermutete Strategien hinter den
Statements von Politikern thematisieren.
Journalisten reagieren damit auf eine immer
professionellere PR-Arbeit. Durch kritische
Einordnung demonstrieren sie ihre Unabhän-
gigkeit gegenüber der Politik. Dafür ist heute
ihre Abhängigkeit von ökonomischen Zwängen
größer geworden. So wurden vor allem im Lo-
kaljournalismus die Mittel der Redaktionen
drastisch gekürzt – mit Folgen für die Qualität
der Inhalte, die noch nicht absehbar sind.
Ob und welche dieser Entwicklungen als Quali-
tätsverfall zu interpretieren sind, ist eine Frage,
die nicht die Wissenschaft allein, sondern die
Gesellschaft insgesamt beantworten muss –
und deswegen ist Medienkritik so wichtig. Ins-
gesamt gilt: Es ist manches anders, aber nicht
alles schlechter als früher.
Michael Brüggemann, Universität Zürich
&
Wo kann man das nachlesen?
Arnold, K. (2009). Qualitätsjournalismus.
Die Zeitung und ihr Publikum. Konstanz:
UVK.
Engesser, S. (2013). Die Qualität des Partizi-
pativen Journalismus im Web. Bausteine
für ein integratives theoretisches Konzept
und eine explanative empirische Analyse.
Wiesbaden: Springer VS.
Medien haben früher anders
berichtet als heute. Dass die
journalistische Qualität immer
schlechter geworden ist,
lässt sich aus wissenschaftlicher
Sicht jedoch nicht sagen.