18
Bilder haben in den letzten Jahren und Jahr-
zehnten an Bedeutung und Allgegenwart zu-
genommen. Mittlerweile sind fast alle Medien
auch visuelle Medien. Besonders in der Medien-
berichterstattung nehmen Bilder eine zentrale
Rolle ein. Dementsprechend sind Printmedien
wie Zeitungen und Zeitschriften ohne Bilder
bzw. Fotos kaum noch vorzustellen. Dabei ist
es gar nicht so einfach, die Rolle von Bildern in
der Medienberichterstattung zu beschreiben.
Vielmehr muss man von ihren verschiedenen
Rollen sprechen. Ein Bild kann nämlich je nach
Verwendung entweder als reines Dekorations-
element oder als zentrale, inhaltliche Botschaft
eingesetzt werden, oder sogar beide Funktio-
nen auf perfekte Weise erfüllen.
Als Dekorationselemente dienen Bilder dann,
wenn sie etwa in Printmedien zur optischen
Auflockerung einer eng bedruckten Seite oder
in der Fernsehberichterstattung als Füllbil-
der eingesetzt werden. Man denke in diesem
Zusammenhang zum Beispiel an Bilder von
Gelddruckmaschinen, die gerne als Hinter-
grundbilder in Berichten über die Finanzkrise
verwendet werden. In Zeitungen und Zeit-
schriften strukturieren Bilder die Seite, helfen
den Rezipienten dabei, sich zu orientieren
und bauen als Eyecatcher Interesse für den je-
weiligen Artikel auf. Bilder helfen auch dabei,
wichtige von weniger wichtigen Themen zu
unterscheiden: Beiträge mit größeren Bildern
signalisieren höhere Wichtigkeit. Das beste Bei-
spiel dafür ist das Foto der Titelseite, das durch
seine Größe gemeinsam mit der Headline und
seiner Position die Relevanz des Berichts un-
terstreicht. Aber auch im Inneren einer Zeitung
blicken wir zunächst auf die visuellen Elemente,
die somit unseren gesamten Lektüreprozess
strukturieren.
Bilder erfüllen aber auch zentrale inhaltliche
Funktionen. Zum Beispiel wird Bildern wie
keinem anderen Medium eine verlässliche und
nachhaltige Dokumentationsleistung zuge-
schrieben. Sie zeigen uns detailgetreu Szenen
aus aller Welt, bringen uns sozusagen Eindrü-
cke der Welt ins Wohnzimmer. Journalistische
Bilder werden dabei als „Zeugen“ einer Situati-
on, als „wahr“ und „objektiv“ gesehen. Teilweise
wird ihnen – im Sinne von „Sehen ist glauben“
– sogar mehr Glauben geschenkt als dem ge-
druckten journalistischen Bericht.
Egal zu welchem Zweck Bilder eingesetzt wer-
den: Sie sind besonders dafür geeignet, die
Aufmerksamkeit der Betrachter und Betrachte-
rinnen zu erwecken. Tatsächlich kommt Bildern
aus mehreren Gründen ein Aufmerksamkeits-
bonus zu. Sie können auf einen Blick und damit
wesentlich rascher als sprachliche Botschaften
aufgenommen werden. Zudem haben Bilder
ein großes Emotionalisierungspotenzial, da
sie sowohl menschliche Emotionen direkt ab-
bilden als auch durch die Art ihrer Darstellung
rasch und einfach Emotionen erzeugen können.
Beides führt dazu, dass Bilder die Aufmerk-
Welche Rolle spielen Bilder
in der Medienberichterstattung?
06