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Für die nächsten Jahre sind folgende Szenarien
realistisch:
1) Die täglich gedruckte Zeitung wird zuneh-
mend zu einem elitären Produkt mit weiter
steigenden Abopreisen. Wer den täglichen, ver-
lässlichen Überblick in seinen Alltag integriert
hat, wird sie weiterhin lieben – auch wenn er
sie sich nicht mehr leisten kann und vielleicht
woanders mitliest. Die verkaufte Auflage wird
weiter stärker sinken als die Reichweite (drei
bis vier Prozent bzw. ein bis zwei Prozent pro
Jahr).
2) Die Verlagskonzentration wird weiter zuneh-
men. Große Verlage kaufen kleine und leisten
sich nur noch eine überregionale Kernredakti-
on, die den anderen zuliefert. Die Zeitungsviel-
falt nimmt ab.
3) Crossmediales Arbeiten wird ausgebaut
werden. Redaktionen bedienen mehrere digi-
tale Ausspielwege; Verlage weisen Reichweiten
zunehmend crossmedial aus und vermarkten
Werbeflächen medienübergreifend. Der Über-
gang des Journalismus (Redaktion) und des
dahinterliegenden Geschäftsmodells (Verlag)
zu digitalen Medien wird komplex und nicht
ohne Widersprüche bleiben.
4) Die technische Entwicklung verspricht wei-
terhin neue Trägermedien für hochaktuellen
Journalismus. Das iPad ist erst der Anfang
einer mobilen Zukunft. Falls es wirklich einmal
eine für jedermann erschwingliche Folie geben
sollte, die Online-Inhalte brillant, multimedial,
ortsunabhängig und permanent aktualisiert
darstellen kann, hat sich das tägliche Drucken
erübrigt.
Klaus Meier,
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Noch gehört die gedruckte
Zeitung für viele Menschen
zum Alltag. Aber die Auf-
lagen von Tageszeitungen
sinken seit Jahren konti-
nuierlich und einige, wie
2012 die „Financial Times
Deutschland“, mussten
aufgeben.
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Wo kann man das nachlesen?
Meier, K. (2010). Journalismus in der Krise.
Zehn Thesen zum Strukturwandel der
Medien. In: Hooffacker, G. (Hrsg.):
Journalismus lehren. München: Verlag
Hooffacker, S. 9-25.
Meier, K. (2011). Journalistik. Konstanz:
UVK.
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