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liche Katastrophenschutzbehörden eine wich-
tige Rolle. Oft entscheiden die ersten Stunden
darüber, ob die Zahl der Opfer begrenzt wer-
den kann. Die Kommunikationswissenschaft
befasst sich daher mit dem Kommunikations-
verhalten der Bevölkerung in Katastrophen-
gebieten, um die geeignetsten und sichersten
Informationskanäle zu finden und in ihrer Wir-
kung zu verbessern.
Unternehmenskrisen haben gezeigt, dass Ge-
schäftsführer und Top-Manager häufig unsensi-
bel und ungeschickt mit den Medien umgehen,
Betroffene verunsichern oder verärgern und so
die Folgen von Krisen selbst noch verschlim-
mern. Kommunikationswissenschaftliche
Studien helfen bei der Entwicklung von Strate-
gien, die Krisen schnell und ethisch verantwor-
tungsvoll entschärfen können. Professionelle
Kommunikation kann helfen, den Verlust von
&
Wo kann man das nachlesen?
Löffelholz, M. (Hrsg.) (2004). Krieg als
Medienereignis II. Wiesbaden: VS.
Schwarz, A. (2010). Krisen-PR aus Sicht der
Stakeholder. Wiesbaden: VS.
In Krisenfällen sind Journalisten häufig schnell
vor Ort. Sie geben ihre Texte und Bilder an
Redaktionen weltweit weiter und können den
Verlauf von Krisen so maßgeblich beeinflussen.
Arbeitsplätzen zu verhindern, Investitionen
zu sichern, aber auch potenzielle Opfer einer
Krise vor weiteren Schäden zu bewahren. Das
Zurückhalten von Informationen, gegensei-
tige öffentliche Schuldzuweisungen und das
Abtauchen von Führungskräften in Krisen hat
die Kommunikationswissenschaft längst als
ungeeignete Reaktionen entlarvt. Dies hat bei-
spielsweise die Analyse der Love Parade 2010 in
Duisburg gezeigt, bei der 21Jugendliche in Fol-
ge einer Massenpanik ums Leben kamen.
Krisen bedrohen Arbeitsplätze, zerstören
langfristig erarbeitete Reputations- und Ver-
mögenswerte, entziehen ganzen Familien die
Lebensgrundlage und kosten im schlimmsten
Fall Menschenleben. Daher erfordert Krisen-
kommunikation ein hohes Maß an Kompetenz
und Verantwortlichkeit in Politik, Wirtschaft,
Journalismus und Zivilgesellschaft. Mit der
wissenschaftlich fundierten Analyse von Kri-
senkommunikation leistet die deutschsprachige
Kommunikationswissenschaft einen bedeuten-
den Beitrag zu aktuellen und gesellschaftspo-
litisch relevanten Fragestellungen. Die Ergeb-
nisse der Forschung gehen daher zunehmend
in die Studienpläne kommunikationswissen-
schaftlicher Studiengänge ein, um künftig den
Bedarf an kompetenten und ethisch verant-
wortlichen Krisenkommunikationsmanagern in
Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen,
Verbänden und Behörden zu decken.
Andreas Schwarz, Technische Universität Ilmenau