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Auch wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
als Maßstab für den Wohlstand eines Landes
umstritten ist, misst es doch sehr zuverlässig
die Größe einer Volkswirtschaft. Es umfasst
den Wert aller in einem Land produzierten
Waren und Dienstleistungen und entspricht
gleichzeitig in etwa allen im Wirtschaftspro-
zess entstandenen Arbeits- und Vermögensein-
kommen. Zudem kann man anhand des BIP die
Entwicklungen von Volkswirtschaften messen,
denn es wird von allen statistischen Ämtern
quartalsweise veröffentlicht. Zusätzlich ist die
Zahl aller Beschäftigten ein gutes Maß, um die
Größe bzw. das Wachstum einer Volkswirt-
schaft im Zeitablauf zu betrachten.
Wenn man den Wert aller von Medienunter-
nehmen produzierten Güter und die Zahl der
dort beschäftigten Personen kennt, kann man
also die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der
Medienbranche berechnen, also ihren Anteil
an der Gesamtwirtschaft. Problematisch ist
dabei jedoch die Tatsache, dass es keine Fest-
legung gibt, welche Unternehmen zur Medi-
enbranche zählen und welche nicht. Sind es
nur Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlage,
Radio- und TV-Veranstalter sowie Film- und
Musikproduzenten – oder auch Werbe- und
PR-Agenturen, die Inhalte für die Öffentlichkeit
produzieren? Oder sollen zusätzlich auch noch
diejenigen Unternehmen gezählt werden, die
diese Inhalte vervielfältigen und verbreiten,
wie Druckereien, Medienhändler, Telekommu-
nikations-Unternehmen oder Betreiber von
Internetplattformen? Und was ist schließlich
mit Unternehmen, die Software und technische
Geräte herstellen, mit denen Informationen
produziert, übertragen, empfangen und wieder-
gegeben werden können? Sind diese auch Teil
der Medienbranche?
Die Kommunikationswissenschaft interessiert
sich vor allem für die Herstellung, Nutzung und
Wirkung von Inhalten, die für die Öffentlich-
keit bestimmt sind. Als Medienbranche sieht sie
deshalb traditionell die Unternehmen, die sich
auf die Herstellung entsprechender Inhalte spe-
zialisiert haben. In Deutschland waren dort im
Jahr 2010 nach den Angaben des Statistischen
Bundesamtes durchschnittlich rund 950.000
Erwerbstätige beschäftigt. Dies entsprach 1,7
Prozent aller Beschäftigten in Deutschland. Der
Anteil dieser Unternehmen am BIP lag mit 2
Prozent in der gleichen Größenordnung. Rech-
net man alle oben aufgezählten Unternehmen
zur Medienbranche – die man dann vielleicht
besser Informations- und Kommunikations-
branche nennen müsste – steigt der Erwerbs-
tätigenanteil auf 4 Prozent und der Anteil am
BIP auf 4,9 Prozent. Der Unterschied zwischen
Beschäftigten- und BIP-Anteil ist dabei darauf
zurückzuführen, dass in der Medien- bzw. In-
formations- und Kommunikationsbranche ver-
gleichsweise hohe Einkommen erzielt werden.
Welchen Beitrag leistet die
Medienbranche zur Wirtschaft?
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