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Am Selbstbild und den Wertvorstellungen der
Journalisten hat sich zwischen 1993 und 2005
hingegen wenig geändert: Nach wie vor fühlt
sich die überwiegende Mehrheit den Stan­dards
des Informationsjournalismus verpflichtet. Sie
wollen ihr Publikum möglichst schnell, präzise
und objektiv informieren sowie komplexe Sach-
verhalte verständlich erklären und allenfalls
Kritik an Missständen üben. Deutlich seltener
sind in Deutschland Journalisten, die durch
ihre Arbeit Politik und Wirtschaft kontrollieren,
eigene Ansichten präsentieren oder sich für
Benachteiligte einsetzen wollen.
Ob all dies – sieben Jahre nach der letzten Be-
fragung – auch heute noch gilt, bleibt jedoch zu
prüfen. Der rasante Wandel der Medienproduk-
tion und der Mediennutzung insbesondere im
Internet macht es erforderlich, die Konturen
des Berufsfelds wissenschaftlich im Blick zu
Der durchschnittliche
Journalist ist ein 41 Jahre
alter Mann mit Studien-
abschluss. Er ist fest bei
einer Zeitung angestellt,
kinderlos und verdient
etwa 2300 Euro netto
monatlich. Hinter diesem
Durchschnitt verbergen
sich große Unterschiede
– das Berufsfeld ist
vielfältig.
&
Wo kann man das nachlesen?
Weischenberg, S., Malik, M. & Scholl, A.
(2006). Die Souffleure der Mediengesell-
schaft. Report über die Journalisten in
Deutschland. Konstanz: UVK.
behalten und immer wieder zu untersuchen,
welche Strukturen und Akteure die Berichter-
stattung der aktuellen Medien in Deutschland
prägen. Der Philosoph Karl Jaspers schrieb
dazu einst (etwas bombastisch): „Was für Jour-
nalisten ein Volk her­vorbringt, das ist heute ein
wesentli­ches Moment seines Schicksals.“
Maja Malik, Universität Münster,
Armin Scholl, Universität Münster &
Siegfried Weischenberg, Universität Hamburg
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