105
grafie, was den authentischen Lesben-
Porno von Pseudo-Lesben-Szenen in den
herkömmlichen, auf Männer ausgerichte-
ten Angeboten?
Wie sind Nutzungsmuster verschiedener
Bevölkerungsgruppen beschaffen? Wie
ändern sie sich über die Lebensspanne?
Welche negativen und/oder positiven Wir-
kungen kann Pornografie-Nutzung mit
sich bringen? Etwa Lustgewinn und Ho-
rizonterweiterung oder Leistungsdruck,
Unzufriedenheit, Suchtverhalten.
Ist Pornografie aus kommunikationswissen-
schaftlicher Sicht also schädlich oder harmlos?
Die Antwort ist eindeutig: Es kommt darauf an.
Nämlich darauf, wer unter welchen Bedingungen
welche Art von Pornografie wie intensiv nutzt
oder eben nicht nutzt: Manche heterosexuellen
Paare schauen Pornos einvernehmlich gemein-
sam zur Inspiration. Bei anderen bietet die Por-
nonutzung des Mannes Konfliktstoff, weil die
Frau sich betrogen fühlt. Der Schwulen-Porno
ist für homo- und bisexuelle Jugendliche häufig
ein identitätsstärkendes Medienangebot, weil er
ihre Sexualität positiv und lustvoll zeigt. Hetero-
sexuelle Jungen nutzen ihn ebenfalls zur Selbst-
versicherung ihrer Normalität, indem sie ihn mit
&
Wo kann man das nachlesen?
Döring, N. (2012). Sexuell explizite Inhalte in
neuen Medien. In Reinecke, L. & Trepte,
S. (Hrsg.), Unterhaltung in neuen Medien.
Köln: Halem.
Döring, N. (2011). Pornografie-Kompetenz:
Definition und Förderung. Zeitschrift für
Sexualforschung, 24 (3), S. 228-255.
Neben der Porno-Industrie
sind im Internet auch
viele Privatpersonen aktiv.
So teilen Nutzer auf der
Plattform Pornhub selbst
gedrehte Porno-Clips.
Peers gemeinsam „eklig“ und „pervers“ finden.
Pornografie ist ein komplexer und vielschich-
tiger Gegenstand. In der Auseinandersetzung
mit ihr geht es immer auch darum, was wir für
richtige und falsche Sexualität halten, welche
sexuellen Fantasien wir anerkennen und wie
wir zur Selbstbefriedigung stehen. Mit der
Pornografisierung kommen diese Fragen mit
neuer Unverblümtheit auf die Agenda. Die Ant-
worten werden ebenso widersprüchlich bleiben
wie die Sexualität und ihre medialen Darstel-
lungen selbst. Zwischen pauschaler Ablehnung
und unkritischer Zustimmung ist viel Raum
für ethisch differenzierte Beurteilungen sowie
selbst- und sozialverantwortliche Nutzungs-
weisen.
Nicola Döring, Technische Universität Ilmenau
1...,95,96,97,98,99,100,101,102,103,104 106,107,108,109,110,111,112,113,114,115,...132