ulb Münster

DIE ULB ALS LANDESBIBLIOTHEK IN WESTFALEN 12 Bereits seit knapp zweihundert Jahren, nämlich seit 1824 ist die Universitätsbibliothek Münster auch Landesbibliothek. In dieser Aufgabe sammelt sie die Regionalliteratur als kulturelles Erbe Westfalens – gemeinsam mit den beiden für das Rhein- land zuständigen Unibibliotheken in Bonn und Düsseldorf – und gibt die Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib) heraus. Die Regionalliteratur dokumentiert die Entwicklung des Landes. Sie informiert über die wirtschaftlichen, gesellschaft- lichen und kulturellen Lebensverhältnisse seiner Bewohner, über ihre Geschichte, über Recht und Verwaltung. Neben um- fangreichen Monographien werden auch kleine Schriften über Feste und Jubiläen von Kommunen und Kirchengemeinden, Fir- men und Vereinen oder zu Ehren bedeutsamer Persönlichkei- ten, Tageszeitungen sowie populäres und unterhaltendes Gebrauchsschrifttum aller Art gesammelt. Diese Literatur ist nicht nur für die aktuelle Information von Bedeutung, sondern hat auch einen unschätzbaren Wert als historische Quelle. Grundlage für diese spezielle Sammeltätigkeit der ULB Müns- ter ist das Pflichtexemplarrecht, das alle Verlage, Institutionen und die im Selbstverlag veröffentlichenden Autoren in Nord- rhein-Westfalen verpflichtet, ihre Publikationen in gedruckter, optischer oder elektronischer Form als Beleg- und Archiv- exemplar abzuliefern. Kulturelles Erbe bedeutet im Zeitalter des Internet natürlich nicht nur Buch und Zeitschrift in Papierform, sondern auch alle elektronischen Medien. An der Bewältigung der damit verbun- denen zahlreichen Herausforderungen von Sammlung, Er- schließung und Langzeitarchivierung wirkt die ULB imVerbund mit anderen Bibliotheken aktiv mit. KULTURELLES ERBE BEWAHREN - BESTÄNDE ERHALTEN Im deutschen und internationalen Bibliothekswesen ist die Bestandserhaltung seit Jahrzehnten ein wichtiges Thema. Spätestens das Elbehochwasser 2002, der Brand der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek 2004 und der Ein- sturz des Kölner Stadtarchivs 2009 haben die Öffentlich- keit für diese Aufgabe sensibilisiert. Bibliothekare sind Treuhänder. Ihnen wird Kulturgut in Form von Büchern und Medien anvertraut, das sie erhalten und verfügbar ma- chen sollen. Alte, aber auch zeitgenössische Bücher, Handschriften und andere Medien vor dem Verfall zu be- wahren, ist eine große Verantwortung und eine Heraus- forderung an Technik, Management und Kreativität. Die ursprüngliche umfangreiche Sammlung von wertvollen In- kunabeln und Handschriften, aber auch wichtigen Nachlässen und Autographen der ULB wurde im 2. Weltkrieg fast vollstän- dig zerstört. In der Nachkriegszeit wurde sie gezielt wieder auf- gebaut. Heute gehört auch die Dyck‘sche Handschrift dazu, ein Litera- turdenkmal europäischen Ranges. Im Jahre 1991 von der Uni- versität Münster gekauft, wird sie seitdem in der ULB aufbewahrt. Das Werk ist im 2. Viertel oder in der Mitte des 14. Jahrhunderts im Westen der heutigen Provinz Utrecht verfasst worden. Besonders bedeutsammacht sie das darin enthaltene Epos „Van de vos Reynaerde“ – es gilt als wichtigster Beitrag der mittelniederländischen Literatur zur Weltliteratur. Das Motiv des Reineke Fuchs hat sich ausgehend von seiner ältes- ten Überlieferung in der Dyckschen Handschrift in alle europäischen Literaturen ausgebreitet. Die Dyck‘sche Hand- schrift steht auch in digitalisierter Form über das Internet zur Verfügung.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==